Welcher Hund passt zu mir? – Diese Frage ist eine der ersten, die Sie sich gründlich beantworten sollten, wenn Sie darüber nachdenken einen Hund in Ihr Leben einziehen zu lassen.

Gerade als künftiger Ersthundehalter hat man noch ganz andere Vorstellungen davon, wie der eigene Hund aussehen sollte. Genau dies, das Aussehen, sollte bei der Wahl der Rasse oder Mischung aber erst an zweiter Stelle stehen. An erster Stelle steht die Frage: Welchen Eigenschaften eines Hundes kann ich gerecht werden und welche Eigenschaften hat welcher Hundetypus?

Manche Konstellationen von Mensch und Hund können schon bald zu Konflikten im Zusammenleben führen. Im Interesse Ihres künftigen Hundes und in Ihrem eigenen Interesse informieren Sie sich am besten vorher über Eigenschaften und Bedürfnisse Ihrer „Traumrassen“. Manche Hunde sind leicht zu erziehen und „anfängergeeignet“. Andere wiederum besitzen eine natürliches „Sturköpfigkeit“ und die Erziehung erfordert eine Menge „hündisches Fachwissen“ und Einfühlungsvermögen, das man als Ersthundehalter noch gar nicht besitzen kann. Schließlich müssen Sie als „Neuling“ im Zusammenleben mit Hunden noch genauso viel über das Verhalten und die Kommunikation mit dem Hund in der Praxis lernen wie ein Welpe, der noch erzogen werden muss.

Lauffreudige Hunde wie beispielsweise viele Jagdhunderassen benötigen entsprechend Bewegung. Ist es Ihnen nicht möglich dem Hund viel Auslauf bei stundenlangen Spaziergängen, Joggen oder ähnlichem zu bieten, wird Ihr Hund bald unausgelastet sein. Das kann dann dazu führen, dass ein Zusammenleben mit ihm sehr getrübt wird, denn der Hund wird sich einen Ausgleich suchen, der Ihnen wahrscheinlich nicht gefallen wird. Ein unausgelasteter Hund kann Blödsinn anstellen: Ihre Wohnung auf den Kopf stellen, Sie nerven, wenn Sie gerade etwas anderes Wichtiges machen wollen – und er wird nicht mehr unbedingt auf das hören, was Sie ihm sagen.

Sind Sie ein Mensch, der sich vielleicht nicht durchsetzen kann oder dieses erst noch in der Hundeerziehung lernen muss, dann wird Ihr Hund Ihnen bald auf der Nase herumtanzen. Bei einem kleinen Hund haben Sie dann „nur ein kleines, lästiges Problem“, bei großen Hunderassen kann dies zu einem großen, fatalen Problem werden.

Einige Hunderassen sind von Natur aus sehr selbstständig. Man denke dabei beispielsweise an Herdenschutzhunde, welche für ihren Arbeitseinsatz daraufhin gezüchtet wurden, dass sie selbstständig die Herde bewachen und genauso selbstständig entscheiden müssen, wann der Schutz der Herde erforderlich ist. Sie sollten entsprechende Eigenschaften mitbringen, wenn Sie sich für einen solchen Hund entscheiden: Viel Einfühlungsvermögen und Geduld gepaart mit konsequenter und umsichtiger Erziehung.
Kurz gesagt: Sie benötigen viel Wissen über die Eigenschaften Ihres Hundes und müssen dieses Wissen auch richtig umsetzen und kommunizieren können.

Auch gibt es viele Hunde, die sehr lern- und bewegungsfreudig sind und nicht nur viel laufen wollen, sondern auch „Aufgaben für ihren Kopf“ benötigen. Zum Beispiel ein Border Collie, der sensibel, intelligent und sehr agil ist. Seine Aufgabe in der „Hundearbeitswelt“ ist ursprünglich (und auch heute noch) das Hüten und Treiben von Viehherden (vornehmlich Schafe, aber auch Rinder und Gänse). Sie können sich sicherlich denken, dass dies ein Hund ist, mit dem Sie viel unternehmen müssen. Sie sollten selbst entsprechend sportlich und aktiv sein, damit Sie diesem Hund gerecht werden können. Dann steht einer tollen gemeinsamen Zukunft nichts im Wege.

Ein anderer Gesichtspunkt bei der Wahl des künftigen Hundes ist Ihre Umgebung. Wohnen Sie in einer Stadtwohnung oder auf dem Land? Wohnen Sie ebenerdig oder im vierten Stock? Gerade große und agile Hunde benötigen mehr Platz und das täglich mehrfache Treppensteigen kann gesundheitsschädlich für sie sein. In einer Stadtwohnung ist es auf längere Sicht betrachtet besser, wenn Ihr Hund nicht zu groß ist. Am Besten ist eine Größe, die nicht zu schwer ist, damit Sie Ihren Hund gegebenenfalls auch tragen können, um Gesundheitsschäden vorzubeugen. Gleiches gilt auch für den kranken Hund, der selbst schlecht oder gar nicht laufen kann – und letztendlich auch für den alten Hund, der nicht mehr gut zu Fuß ist. Für Welpen und heranwachsende Hunde ist regelmäßiges Treppensteigen gesundheitlich ein Tabu, da sich durch diese Belastung Gesundheitsschäden im Bewegungsapparat entwickeln können, mit deren Folgen Ihr Hund (und Sie) dann sein ganzes Leben zu kämpfen hat.

Ein weiterer Aspekt ist die Nachbarschaft. Haben Sie sich für eine Hunderasse entschieden, die ihre Lebhaftigkeit gerne lautstark zur Schau stellt, dann könnten Sie schnell ein Problem mit Ihren vom Gebell genervten Nachbarn haben. Nicht jeder Nachbar ist hundefreundlich. Aus eigener Erfahrung kann ich selbst nur sagen: „Stellen Sie sich gut mit Ihren Nachbarn, wenn es um Ihren Hund geht.“ Sonst kann das tägliche Gassi gehen zu einem Spießrutenlauf werden.

Sie haben Kinder? Dann müssen Sie nicht nur Ihren Hund erziehen, sondern auch die Kinder, wenn es um den Umgang zwischen Kind und Hund geht. Eine gute Sozialisierung des Hundes mit Kindern, Hunden, anderen Tieren und anderen Menschen sollte selbstverständlich sein – ganz unabhängig von der Wahl der Hunderasse. Aber es gibt Hunderassen, welche besonders kinderfreundlich sind – und es gibt Hunderassen, die nicht unbedingt gerne mit Kindern toben wollen, sondern lieber ihre Ruhe haben.

Einen kurzen Überblick über Hunderassen, ihren Charakter und ihre Erziehung finden Sie übrigens in unserer Hunderassen-Datenbank.

Darüber hinaus wird jeder seriöse Hundezüchter sich die Zeit nehmen und Sie über die von ihm gezüchtete Rasse informieren und beraten. Es kann auch gut sein, dass er Ihnen von Ihrer Traumrasse abrät, weil er als erfahrener Kenner der Rasse mögliche Probleme schon im Vorfeld erkennen kann. Wenn Sie Ihr Interesse vertiefen wollen, so gibt es mittlerweile sehr viel Lektüre speziell über einzelne Rassen auf dem Markt, Homepages im Internet und auch so mancher Hundehalter auf der Straße erzählt Ihnen gerne etwas über seinen Hund. Fragen kostet zumindest nichts.

Eins kann man jedoch nie: Pauschalisieren. Letztendlich ist jeder Hund ein Individuum. Das bedeutet, dass nicht jeder Hund genau seiner Rassebeschreibung entspricht. Die Rassemerkmale können immer nur Anhaltspunkte über den Hund geben, jedoch muss nicht jeder Hund genau so sein, wie die Rasse beschrieben wird. Es gibt genügend Jagdhunde, die nicht schussfest sind oder ängstliche und sensible Hunde einer Rasse, welche als „wesensfest mit stoischem Gemüt“ gilt. Lassen Sie sich auch diesbezüglich von dem Züchter Ihrer Wahl beraten; er kennt seine Tiere am Besten.

Aber auch bei einem Mischling kann man vorher in etwa abschätzen, mit wem man es zu tun bekommt. Bei Welpen ist in der Regel zumindest die Mutterhündin ihrem Besitzer bekannt und womöglich auch der Vater. Anhand ihrer Eltern erhält man die ungefähre Vorstellung über die spätere Größe der Welpen. Bei manchen Mischlingen lassen sich auch die Ursprungsrassen noch erahnen, so dass sich auch hier vorläufige Schlüsse über Charakter und Temperament der Welpen ziehen lassen. Der Besitzer kann zudem Auskunft über die Mutterhündin, ihre Vorlieben und ihr Verhalten geben.

Die Wahl des Hundes darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden in Hinsicht darauf, dass Sie schließlichmit Ihrem Hund die nächsten zehn, fünfzehn Jahre auskommen und leben wollen. Diese Jahre können sich sonst für Sie und Ihren Hund sehr unglücklich gestalten, wenn Sie beispielsweise schlecht zu Fuß sind, mitten in der Stadt wohnen und Ihr Hund ein Husky ist, der zwar wunderschöne blaue Augen hat und toll aussieht, aber kreuzunglücklich und unausgelastet ist, weil Sie ihm in seinen Bedürfnissen nicht gerecht werden können.


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