Haben Sie einen Hund, so stolpern Sie früher oder später über diese Bezeichnung „BARF“ oder auch „B.A.R.F.“. Der Begriff BARF ist mittlerweile ein geläufiger Begriff geworden in der Welt der Hundebesitzer. Doch was verbirgt sich dahinter eigentlich?

Vier Buchstaben als Akronym, für das scheinbar unterschiedliche Bezeichungungen stehen:
Bones And Raw Feed (Knochen und rohes Futter)
Born Again Raw Feeders (Wiedergeborene Rohfütterer)
Biological Appropriate Raw Food (biologisch geeignetes Rohfutter)
Biologisch Artgerechtes Rohes Futter

Dies alles sind zwar unterschiedliche Auslegungen der Abkürzung BARF, zielen jedoch alle auf die einzige Bedeutung des „Begriffes“: die „hausgemachte“ artgerechte Rohfütterung unseres Hundes. Dabei wird bewusst ganz oder teilweise auf industriell hergestelltes Fertigfutter verzichtet und auf eine artgerechte, gesunde und natürliche Ernährung des Tieres Wert gelegt. Bei dieser Futterzubereitung verwendet der Hundebesitzer frische – rohe – Zutaten, die er mit lebenswichtigen Supplementen ergänzt, um die Nahrung ausgewogen und vollständig zu machen. Hierbei versucht man soweit wie möglich die Ernährung von wildlebenden Caniden, beispielsweise dem Wolf, zu imitieren.
Diese Art der Fütterung wird als „BARFen“ bezeichnet.

Welche Vorteile hat BARF?

Kontrolle der verfütterten Nahrung: Als „Koch“ der Hundenahrung kennt man seine Zutaten. So sind alle Inhaltsstoffe bezüglich Qualität, artgerechter Eignung und Zusammensetzung bekannt und Zusätze wie Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker etc. fallen weg.
Der Hundebesitzer hat kaum Einblick oder gar Einfluss auf die verwendeten Zutaten in industriell hergestellten Futtermitteln sowie deren Zusätze (Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker & Co.). Dabei sollte man bedenken, dass die Futtermittelindustrie einen großen Marktanteil und über mehrere Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr hat. Und nur ein erschreckend geringer Teil der Hersteller orientiert sich an dem für Fleischfresser artgerechten Bedarf – beispielsweise werden oftmals die Zutaten nach ihrem (kostengünstigen) Preis ausgewählt, um den „preiswerten“ Kaufpreis für den Kunden aufrechtzuerhalten. Viele Fertigfutter enthalten einen großen Getreideanteil, was für uns Menschen zwar „gesund“ klingt, für unseren Fleischfresser Hund aber einen großen Anteil an schlecht verdaulichen Bestandteilen des Futters bedeutet.

Gesundheitliche Vorteile: Naturnah gefüttert mit BARF wird die Gesundheit des Hundes gestärkt. Allein durch die Kautätigkeit werden Zähne und Zahnfleisch frei von Zahnstein und Ablagerungen am Zahnfleisch (was zu Entzündungen bis hin zum Zahnausfall führen kann) unterbunden. Folglich tritt auch kein Mundgeruch mehr auf. Aufgrund der artgerechten Zusammenstellung wird das Immunsystem gestärkt und vielen Erkrankungen vorgebeugt. Auch bei schon vorhandenen Erkrankungen wird durch BARFen oftmals von einer Besserung bis hin zur Gesundung berichtet. Betont werden sollte zudem, dass durch BARFen Allergien vorgebeugt werden kann, denn viele industriell hergestellte Futtermittel enthalten Stoffe, die als allergieauslösend bekannt sind. Auch bei Verdauungsstörungen und -erkrankungen hat sich das BARFen bewährt.
Die täglich abgesetzte Kotmenge ist bei geBARFten Hunden gering. Aufgrund der guten Verdaulichkeit und somit Ausnutzung und Verwertung des Futters wird die „Häufchengröße“ kleiner. Bei qualitativ minderwertigem Fertigfuttern kann die Kotmenge enorme Ausmaße erreichen.

Welche Nachteile hat BARF?

Natürlich hat auch BARF seine Nachteile. Der wohl größte Nachteil ist: es ist nicht so bequem für den Hundehalter wie das Verfüttern von Fertigfuttermitteln. Hier muss der Hundehalter selbst ran an die Zubereitung. Dose auf und Futter in den Napf ist nicht mehr ausreichend. Als Erstes gilt es sich zu informieren. Was benötigt der Hund, um seinen Bedarf an Nahrung zu decken? Mittlerweile bietet das Internet viele Seiten, die sich mit dieser Thematik befassen: von reinen Informationsseiten bis hin zu Foren-Communities, die sich gründlich mit BARFen beschäftigen und gern bereit sind zu helfen. Auch in der Literatur finden sich einige Bücher, die das Thema BARF behandeln.

Als weitere Nachteile könnte man den Aufwand und die Lagerung betrachten. Dies ist allerdings eine Auffassungssache, denn auch wenn die Zubereitung zeitaufwändiger erscheinen mag, so ist sie es doch nicht (mehr), sobald man sich eine gewisse Routine dabei angeeignet hat. Anfangs ist es für den BARF-Anfänger jedoch erst einmal schon eine gewisse Zeit- und Gedankeninvestition, die sich auf längeren Zeitraum auszahlt.
Es rentiert sich, wenn man im Voraus plant, zubereitet und die Mahlzeiten beispielsweise tiefgefroren bis zur Verfütterung aufbewahrt. Bei größeren Hunden wird deswegen ein größerer Lagerplatz (Tiefkühltruhe) von Nöten sein, wenn man auf längere Zeit im Voraus die Rationen zubereitet.

Die Umstellung eines Hundes, der Fertigfutter gewöhnt ist, auf die Rohfütterung bedarf ebenfalls eines gewissen Zeitaufwandes. Oftmals „mag“ er das angebotene Rohfutter anfangs nicht, er muss erst „auf den Geschmack kommen“. Da die Umstellung des Futters auch gleichzeitig eine Umstellung des Hundeverdauungssystems bedeutet, ist es wichtig diese Umstellung langsam Schritt für Schritt vorzunehmen. So wird bei der Umstellung zu Beginn nur ein geringer Anteil an Rohfutter dem bisherigen Fertigfutter untergemischt, so dass sich sowohl Hundeverdauung als auch „Hundegeschmack“ langsam an das neue Futter gewöhnen und anpassen können. Nach und nach wird der Anteil des Rohfutters erhöht bis man schließlich das Fertigfutter weglässt.
Hat man diese Hürden allerdings genommen, sind die Nachteile aus der Welt geschaffen.

Vorurteile gegen BARF

Immer wieder wird gewarnt vor dem Verfüttern von rohem Fleisch und Knochen. Rohes Fleisch sei gefährlich, es übertrage Parasiten und krankheitserregende Bakterien (beispielsweise Salmonellen).

Der Hund ist ein Fleischfresser. Das heißt, sein Verdauungssystem ist darauf eingestellt rohes Fleisch zu verdauen. Der Schlüsselreiz „Fleisch“ löst die Produktion von Magensäften aus, welche stark genug sind, um Bakterien und Parasiten unschädlich zu machen. Zudem ist die Darmanlage bei Fleischfressern im Verhältnis zu beispielsweise Allesfressern oder Pflanzenfressern sehr kurz gehalten, so dass der Nahrungsbrei diese schnell passiert.
Parasiten und Wurmeier, welche in rohem Fleisch enthalten sein können, werden durch Einfrieren der Futterration (Lagerung) abgetötet und stellen kaum mehr Gefahr für den Hund dar. Zudem kann man auch Fleisch verfüttern, welches ausschließlich für den menschlichen Verzehr angedacht ist.

Eine Ausnahme gilt für Schweinefleisch: Dieses sollte nie roh verfüttert werden!
Schweinefleisch kann den Erreger der Aujeszkyschen Krankheit, ein Herpesvirus, enthalten. Die Aujeszkysche Krankheit ( auch Morbus Aujeszky, Pseudowut, oder Juckpest; benannt nach dem ungarischen Tierarzt Aujeszky) ist eine anzeigepflichtige Tierseuche, die immer tödlich verläuft. Deutschland hatte 2000 seinen letzten Aujeszky-Fall und gilt als Aujeszky-frei. Jedoch kann die Krankheit durchaus erneut eingeschleppt werden (beispielsweise durch Wildschweine).

Rohe – ungekochte – Knochen splittern nicht nicht im Gegensatz zu gekochten Knochen. Letztere sollten nicht gefüttert werden, da die Knochensplitter Verletzungen hervorrufen können! Dies gilt vor allem für Geflügelknochen. Zudem kann es zu Verstopfung kommen, wenn der Anteil an Knochen zu groß ist. Ungekochte Knochen können (in Maßen) dem Hund gegeben werden.

„Rohfleisch macht Hunde böse.“ Dieses Märchen kursiert ebenfalls in der Hundewelt. BARF hat keinerlei Auswirkungen auf das Verhältnis Mensch – Hund. Unter Artgenossen (Hund – Hund) wird das Fleisch zwar verteidigt, aber jeder Hund sollte in seiner Erziehung gelernt haben, dass der Mensch kein Futterkonkurrent ist. Dies ist ganz klar eine Sache der Erziehung.

„BARFen führt zu Mangelerscheinungen.“ Diese Behauptung bekommt man auch aus dem Hause der Futtermittelhersteller unter die Nase gerieben, die für ihr ausgewogenes Alleinfutter Reklame machen. Ein Schreckgespenst für jeden Hundehalter: natürlich will jeder für seinen Hund eine ausgewogene Ernährung. Aber auch durch BARFen wird ein Hund mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt, vorausgesetzt man stellt die Futterrationen richtig zusammen. Fast alle lebenswichtigen Nährstoffe sind in frischer, roher Nahrung enthalten. Was fehlt, wird durch entsprechende Supplemente ergänzt.
Es ist nicht notwendig in jeder Mahlzeit alle lebenswichtigen Nährstoffe zu verabreichen, da die Ausgewogenheit über einen Zeitraum von mehreren Wochen stattfindet, wie auch in der Natur. Einseitige Ernährung ist also nicht so schlimm, aber es ist wichtig sie abwechslungsreich zu gestalten.
Auf den BARF-Seiten im internet finden sich viele Beispiele für die Erstellung eines Futterplans sowie Rezepturen für unterschiedliche Mahlzeiten. Macht man sich kundig und setzt dies in die Tat um, so wird es kaum zu einer Mangelerscheinung kommen.

„BARF ist teuer.“ Hierbei kommt es letztendlich auf die Umsetzung beim Einkauf für die Mahlzeiten an. Kauft man viele kleine Portionen ausgewählter Fleischsorten, so ist dies sicherlich teurer als wenn man Dosenfutter aus dem Supermarkt kaufen würde. Rein rechnerisch muss man allerdings die größere Menge Dosenfutter kaufen als Frischfleisch vom Metzger, um dem Hund ausreichend Nahrung zukommen zu lassen. Kauft man gleich einen größeren Vorrat Fleisch ein, den man in der Tiefkühltruhe bis zur Zubereitung und Verbrauch lagert, ist der Preis wiederum günstiger als bei den vielen Einzelportionen. Achten Sie beim Einkauf auch auf Sonderangebote bei Ihrem Metzger. So lassen sich durchaus ein paar Euro einsparen. Supplemente müssen nicht so häufig nachgekauft werden. In der Regel werden von den diversen „Pülverchen“ nur ein paar Messerspitzen voll benötigt und eine Dose reicht über einen langen Zeitraum. Rechnet man alles über einen längeren Zeitraum gegen, so ist das BARFen nicht teurer als die Ernährung mit einem qualitativ hochwertigen Fertigfutter.

Welche Bedeutung hat das Supplementieren?

Supplementation oder Supplementierung ist das gezielte Hinzufügen einzelner Nährstoffe zu der Futterration, um diese zu einer ausgewogenen Mahlzeit zu vervollständigen. In der Natur setzt sich ein Beutetier aus Muskelfleisch, Haut, Fell/Federn, Knochen, Sehnen, Blut und andere Körperflüssigkeiten, Fett und Innereien zusammen. Beim BARFen ist eine Supplementierung abhängig von den Zutaten des Futterrezepts, denn ein Stück gekauftes Fleisch enthält nicht all das, was für den Hund lebensnotwendig ist.. Die einzelnen Bestandteile eines Beutetiers bestehen naturgemäß aus unterschiedlichen Anteilen, d. h. beispielsweise enthält mageres Muskelfleisch einen großen Anteil essentieller Aminosäuren, dafür ist aber das Calcium-Phosphor-Verhältnis nicht ausgewogen: Es enthält mehr viel mehr Phosphor als Calcium (gewünschtes Verhältnis sollte bei 1:1 liegen). Knochen, Sehnen und Blut dagegen enthalten das für den Ausgleich nötige Calcium. Diese Imbalanzen müssen ausgeglichen werden, um die Mahlzeit ausgewogen zu machen. Man kann zum Beispiel gemahlene Eierschalen oder Kalkpräparate als Calcium-Quelle zu dem Muskelfleisch geben. Entsprechend müssen auch die Gehalte weiterer Spurenelemente, Vitamine und anderer Nährstoffe bei der Futterzusammenstellung berücksichtigt werden.
Für den BARF-Anfänger erscheint das richtige Supplementieren anfangs schier unübersichtlich, es gibt hierbei vieles zu berücksichtigen. Bitte informieren Sie sich vorher auf entsprechenden Internetseiten oder mittels Literatur, denn eigenes Experimentieren ist an dieser Stelle unangebracht. Ihr Hund wird es Ihnen danken.


 

Ausführliche Informationen zum Thema „BARF“ gibt es auf diesen Internetseiten:
barfers.de
Forum dubarfst.de
Barf für Hunde (mit Forum)
Barf und mehr

Bei diesen beiden Shops sind die notwendigen Supplemente erhältlich und man kann sich hinsichtlich des BARFens auch beraten lassen:
Lucky Land Shop
Lillys Bar

© Jill Peters 2009 – www.visions-inside.de