Eine häufige Frage an den Hundetrainer ist: Warum kommt mein Hund nicht oder warum zieht er an der Leine. Die Antwort sollte lauten: Weil er keinen Grund hat zu kommen und weil Sie ihn an der Leine ziehen lassen.
Das Training beginnt schon vor den Kommandos Sitz und Platz. Der erste Schritt des Trainings ist die Leitung und Führung. Als Führer seines Hundes trägt man all die Verantwortung und Pflichten, die man mit dem Titel bekommt. Man muss Souveränität beweisen, gerecht handeln und klare Befehle geben. Die einzige Aufgabe des Hundes besteht darin auf Befehle und Signale zu reagieren.
Der nächste Schritt ist die Aufmerksamkeit und Konzentration ihres Hundes. Wenn Sie Ihrem Hund versuchen wollen „Sitz“ beizubringen, aber alles was Ihr Hund gerade tun möchte ist Schmetterlinge zu jagen, so werden Sie nicht viel Erfolg haben. Nun müssen Sie sich für Ihren Hund interessanter machen als die Schmetterlinge es sind: Sie müssen seine Aufmerksamkeit für sich gewinnen. In gewisser Weise müssen Sie zum „Lieblingsspielzeug“ Ihres Hundes werden.
Als Nächstes benötigt Ihr Hund Motivation. Diese gewinnen Sie bzw. Ihr Hund dadurch, dass Sie Ihn belohnen, nachdem er entsprechend auf ein Kommando reagiert hat. Wenn er sitzt (= wenn er auf Ihr Kommando gehört hat), passiert ihm etwas Gutes (= Sie belohnen ihn).
Viele Hundehalter haben keinerlei Probleme damit ihren Hund zum Sitzen zu bringen oder ihn Platz machen zu lassen. Die Mechanik dieser Kommandos ist für Mensch und Hund beinahe instinktiv. Was aber passiert, wenn Sie ihm den Rücken kehren, nachdem Sie ihm Sitz oder Platz gesagt haben? Nun bringen Sie ihm ein weiteres Kommando bei: Bleib. Damit Ihr Hund auch auf Distanz zu Ihnen sitzen bleiben wird (auch später, wenn Sie außerhalb der Sichtweite sind), muss er das Kommando Bleib Schritt für Schritt lernen. Keiner kann von seinem Hund erwarten, dass er sitzen oder liegen bleibt, während sein Herrchen oder Frauchen auf Distanz geht, wenn der Hund es zuvor nicht gelernt hat.
Nun noch einmal zurück zu dem, was es bedeutet der Führer oder Chef seines Hundes zu sein. Wie bei jeder Beziehung, auch zwischen Hund und Herrchen, ist Vertrauen die wichtigste Basis. Ihr Hund wird nicht außerhalb Ihrer Sichtweite sitzenbleiben, wenn er Ihnen nicht vertrauen kann, dass Sie auch wieder zurückkommen werden.
Auch die Aufmerksamkeit des Hundes zu gewinnen und vor allem zu behalten, ist eine große Herausforderung für seinen Trainer. Wenn Sie das „Lieblingsspielzeug“ für Ihren Hund sein wollen, haben Sie viel Konkurrenz. Sicherlich ist es ein Leichtes in der Küche Sitz und Bleib zu lehren, aber gehen Sie mal in den Garten zum Üben. Dort gibt es jede Menge mehr Ablenkung für Ihren Hund. Unter solchen „erschwerten“ Bedingungen müssen Sie ausreichend konsequent und motivierend vorgehen. Konsequent zu sein bedeutet jedoch nicht, dass Sie Ihren Hund bestrafen, sondern lediglich, dass Sie konsequent seine Aufmerksamkeit wieder auf sich selbst lenken.
Zu guter Letzt: Die Motivation. Motivation für Ihren Hund sind Leckerli, Spielzeug und Lob. Sie wollen, dass Ihr Hund sitzt, wenn Sie es ihm sagen. Bei einigen Hunden funktioniert dies ohne Weiteres. Andere Hunde wiederum benötigen dafür mehr Motivation: ein Leckerli oder ein Spielzeug als Belohnung. Finden Sie heraus, womit Sie Ihren Hund am meisten motivieren können: Ist es ein kleiner Hundekeks, ein Zipfel Wurst oder Stückchen Käse oder aber sein Lieblingsball, sein Teddy oder Ähnliches. Sobald Sie dies ausfindig gemacht haben, kommt es auf das Timing an. Belohnen Sie ihren Hund augenblicklich, wenn er das tut, was Sie von ihm erwarten. Verbinden Sie später zwei Kommandos miteinander und belohnen Sie ihn, nachdem er beide Kommandos ausgeführt hat. So können Sie nach und nach mehr Kommandos zusammenfügen und ausführen lassen. Aber bitte nur Schritt für Schritt und ohne Ihren Hund zu überfordern. Wenn Sie merken, dass die Aufmerksamkeit Ihres Hundes nachlässt, gehen Sie lieber einen Schritt mit der Übung zurück und steigern Sie die Motivation in Form der Belohnung.
Wie Sie sehen, ist das Zusammenspiel von Führung, Aufmerksamkeit und Motivation der Weg zum Erfolg. Aber auch Geduld und Fantasie sind von Nöten. Es gibt keinen „Easy-Mode-Button“, den man drücken kann, wenn es um die Ausbildung und das Training geht. Trainieren Sie in unterschiedlichen Umgebungen, halten Sie die Trainingseinheiten kurz und behalten Sie und ihr Hund vor allem Spaß daran!
© Jill Peters 2009 – www.visions-inside.de