Die Grundlage für ein glückliches Zusammenleben mit einem Hund ist, dass man richtig mit ihm kommuniziert. Wir Menschen verständigen uns untereinander auf eine ganz andere Weise als Hunde es unter sich tun. Um mit unserem Hund reden zu können, müssen wir uns nun auf seine Ebene begeben: Wir müssen zuerst einmal verstehen, was unser Hund uns mitteilt. Wir müssen die Hundesprache lernen, damit wir ihn begreifen. Auf diesem Erkennen und Verstehen baut die Hundeerziehung auf: Um unserem Hund etwas beizubringen – ihm mitzuteilen, was wir von ihm wollen – ist es notwendig, dass wir seine Sprache verstehen. Und es ist genauso notwendig, dass wir seine Sprache auch sprechen können.

Der amerikanische Autor Edward Hoagland formulierte dieses Prinzip treffend in zwei Sätzen:

In order to really enjoy a dog, one doesn’t merely try to train him to bei semi-human. The point to fit is to open oneself to the possibility of becoming partly a dog.

Übersetzung: Freude an einem Hund haben Sie erst, wenn Sie nicht versuchen, aus ihm einen halben Menschen zu machen. Ziehen Sie doch stattdessen mal die Möglichkeit in Betracht, selbst zu einem halben Hund zu werden.

Was genau ist eigentlich Kommunikation?

Der Begriff „Kommunikation“ stammt aus dem Lateinischen communicare und bedeutet soviel wie „teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen, vereinigen“. Er beschreibt eine Sozialhandlung, in die mehrere Lebewesen (mindestens zwei) einbezogen sind. Kommunikation ist ein Austausch, ein gegenseitiges Geben und Nehmen von Informationen. Durch die Sozialhandlung Kommunikation werden gemeinsam Hindernisse überwunden, die sich alleine nicht bewältigen lassen. Kommunikation dient der Problemlösung.
Bei der Kommunikation beeinflusst einer (Sender) das Verhalten eines anderen (Empfänger) durch Signale. Signale können optischer, akustischer oder chemischer Herkunft sein. Optische Signale sind Formen, Bewegungen, aber auch Farben. Sprache und Lautäußerungen zählen zu den akustischen Signalen und unter chemischen Signalen kann man sich beispielsweise Pheromone vorstellen.

In den meisten Fällen verläuft die Kommunikation scheinbar selbstverständlich, sie ist alltäglich. Bei Misserfolgen und Missverständnissen, die auf Probleme mit der Kommunikation basieren könnten, sollte man die eigene Kommunikation hinterfragen: Gerade bei der Kommunikation mit dem Hund, bei der wir Menschen „hündisch“ sprechen und unser Hund dies verstehen soll, kann es schnell zu Missverständnissen kommen. In so einem Fall obliegt es dem Mensch seine Zeichengebung zur Kommunikation nochmals zu überdenken.

Wie spricht der Hund?

Unser Hund spricht eigentlich ununterbrochen mit uns. Ein Hund redet mit seinesgleichen verhältnismäßig wenig über die Lautsprache, sondern er setzt vornehmlich die Körpersprache ein. So hält er es auch mit uns. Er verfügt über ein ausgeprägtes und feines System von Kommunikationsmöglichkeiten, die weit über das normale Bellen hinaus gehen.

Körpersprache

Zur Körpersprache gehören Körperhaltung, Mimik und Bewegungen, wie beispielsweise das Schwanzwedeln. Schon mit einer kleinen Bewegung kann uns der Hund viel sagen: Ein kurzes Lecken mit der Zunge über die eigene Hundenase, ein Blick zur Seite, ein leichtes Wedeln mit der Rute – all dies sind vom Hund an uns ausgesendete Signale. Diese gilt es zu erkennen und vor allem zu verstehen, damit die Kommunikation und damit letztendlich auch das Zusammenleben mit unserem Hund erfolgreich verlaufen.

Lautsprache

Auch die akustischen Verständigungssignale beschränken sich nicht nur auf das gewöhnliche Bellen. Unser Hund beherrscht zum Beispiel verschiedene Arten des Bellens, die jeweils unterschiedliche Bedeutungen haben. Zum Bellen gesellen sich Jaulen, Winseln, Brummen, Knurren, Fiepen, Quietschen, Japsen und so weiter und so fort. Haben Sie schon einmal darauf geachtet, wie vielfältig die Lautsprache Ihres Hundes ist?

olfaktorische Wahrnehmung

Aufgrund unserer im Vergleich zu Hunden recht unsensiblen Nasen entfällt diese Form der Kommunikation zwischen Hund und Mensch. In manchen Fällen ist dies auch wohl ganz gut so, man bedenke, dass Hunde so manch einen Geruch toll finden, der bei uns eher Übelkeit erzeugt. Ihr Hund hat sich doch bestimmt auch schon mal in etwas Unappetitlichem gewälzt, oder? Darüber hinaus sind olfaktorische Signale unter Hunden ein wichtiges Mittel zur innerartlichen Kommunikation: Urinmarken werden gesetzt, der Kotgeruch verrät Vieles über Fütterungszustand und Gesundheit eines Hundes, Rüden lassen sich durch den Geruch läufiger Hündinnen betören, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Rundum, unser Hund ist ein hochsoziales Wesen mit außerordentlichen Fähigkeiten. Sein Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten ist ein eindeutiger Beweis. Seine Sprache können wir Menschen lernen, indem wir unsere Augen offen halten und unseren Hund mit einem gewissen Einfühlungsvermögen beobachten.
Die Herausforderung besteht nicht nur in der Vielfalt der Signale unseres Hundes, sondern auch in der Deutung: Oftmals erliegen wir Menschen hier der Versuchung die Signale „auf Menschenart“ zu interpretieren und unseren Hund vermenschlichen.
Menschliche Gefühle wie Rache, Reue, Scham, schlechtes Gewissen usw. kennt unser Hund nicht. „Er hat es getan, obwohl er weiß, dass er das nicht darf“ ist eine vermenschlichende Interpretation: In so einem Fall kommt es schnell zu Missverständnissen in der Kommunikation. Im schlimmsten Fall wird der Hund nun bestraft und weiß gar nicht, wofür er eigentlich bestraft wird. Diesem Missverständnis ist aber bereits eine Fehlkommunikation vorausgegangen: Der Mensch hat entweder dem Hund nicht klar machen (signalisieren) können, dass das unerwünschte Verhalten eben unerwünscht ist oder er hat ihn gar durch seine aktuelle Signalgebung zu diesem Verhalten animiert. Jetzt muss man sich selbst an die eigene Nase fassen und versuchen den Grund zu erkennen.

Wie spricht der Mensch?

Sprache

Wir müssen nicht bellen und knurren; genauso wenig wird unser Hund unseren menschlichen Wortschatz erlernen. Unser Hund „kennt“ seinen Namen und ein paar kurze Kommandos wie „Sitz“, „Platz“, „Aus“. Was er nicht versteht, sind lange Sätze wie „Lässt du das mal bleiben. Geh besser in deinen Korb und leg dich da hin. Im Augenblick stehst du mir gerade im Weg.“ Je nach Ihrer Stimmlage wird Ihr Hund Sie eher verständnislos angucken, sich vielleicht freuen, weil Sie mit ihm reden oder sich aber trollen, weil Sie so ärgerlich klingen. Verstanden hat er Ihre Worte aber gar nicht.
Er versteht gelernte kurze Kommandos sowie Ihren Tonfall und die Lautstärke, die Sie anwenden. Sie können sich davon ganz leicht selbst überzeugen, wenn Sie mit liebevoll säuselnder Stimme Ihrem Hund die unmöglichsten Schimpfworte erzählen. Er wird sich freuen. Auch wird es Sie vielleicht überzeugen, dass Ihr Hund nicht kommen mag, wenn Sie Ihn – vom Warten bereits ärgerlich – mit wütender Stimme rufen.

Körpersprache

sitz-1Auch wir Menschen können mit unserer Körperhaltung und Bewegungen mit unserem Hund kommunizieren. So lernt ein Welpe schneller das Kommando „Hier“, wenn man sich hinhockt (und sich damit auf die Ebene des Welpens, auf Augenhöhe quasi, begibt) und auffordernd spielerisch lockend auf seinen Oberschenkel klopft, während man ihm ein freundlich-fröhliches „Hiiihiiiier“ entgegen trällert.
Beim Training in vielen Hundeschulen wird die Körpersprache bewusst eingesetzt: Kommandos werden mit bestimmten eindeutigen Handzeichen verknüpft. So wird das „Sitz“-Kommando beispielsweise mit einem Sichtzeichen wie dem erhobenen Finger verknüpft und der Hund bekommt als Zeichen zum Sitz-Machen gleich zwei Signale: Das Stimmkommando und den erhobenen Zeigefinger.
Aber auch unbewusst vermitteln wir durch Körpersprache unserem Hund viel. Er kann unsere Stimmung an unserer Körperhaltung, an der Intensität unserer Bewegungen ablesen und spürt, wenn wir angespannt sind.

Es kann für Sie eine Hilfe sein, wenn Sie sich in die Perspektive Ihres Hundes versetzen. Stellen Sie sich vor, wie Sie auf Ihren Hund wirken: Mit Körperhaltung und Bewegung, sowie Stimmlage und –lautstärke. Denken Sie daran, dass Ihr Hund, wenn er vor Ihnen steht, in der Regel gerade mal auf Ihre Beine schauen kann! Oftmals kann man so schon Missverständnisse in der Kommunikation aufklären bevor sie überhaupt entstehen. In der Hundeschule übernimmt der Hundetrainer diese Aufgabe. Er beobachtet Sie und Ihren Hund, kann Fehler in der Kommunikation erkennen und diese korrigieren.

Wenn Sie die Sprache Ihres Hundes gelernt haben und wissen, wie Sie für ihn deutliche Signale aussenden, dann steht einem glücklichen Zusammenleben kaum noch etwas im Wege.


© Jill Peters 2009 – www.visions-inside.de